Podarcis muralis in Duisburg

Podarcis muralis im Duisburger Hafen

ANGELIKA & SIEGFRIED TROIDL, November 2005
Fotos: PETER JANZEN Oktober 2005 & MARTIN DIECKMANN Juli 2007

Das Ruhrgebiet ist eines der am dichtesten bevölkerten Gebiete in Europa. Dieser Tatsache entsprechend beherbergt dieser Ballungsraum auch eine große Zahl von allochtonen Mauereidechsenpopulationen. Bisher waren in Nordrhein-Westfalen 16 solcher Standorte bekannt, wobei sich die meisten im südlichen und westlichen Ruhrgebiet befinden (MEßER, KLADNY & SCHMITZ, 2004).

Foto: Martin Dieckmann, Juli 2007 Foto: Martin Dieckmann, Juli 2007

Foto: Martin Dieckmann, Juli 2007 Foto: Martin Dieckmann, Juli 2007

Mit der Entdeckung einer weiteren Mauereidechsenpopulation im Hafen von Duisburg stieg die Zahl dieser Standorte auf 17 an (Stand Nov. 2005). Unseren Recherchen zufolge wurden die Eidechsen im Jahr 2005 von einem Jogger entdeckt. Die darauffolgende Untersuchung von Mitgliedern der Biologischen Station im Westlichen Ruhrgebiet sowie vom BUND für Umwelt und Naturschutz brachte ein erstaunliches Ergebnis zu Tage. Bei einer ersten Begehung des Areals wurden bereits 66 Tiere gezählt (MEßER 2005). Man kann allerdings davon ausgehen, dass die tatsächliche Anzahl wesentlich höher ist.
Im äußeren Erscheinungsbild entsprechen die Tiere den Podarcis muralis merremius, die wir Ende Oktober flußaufwärts am Hengsteysee fotografiert hatten. Es liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei den Mauereidechsen im Duisburger Hafen ebenfalls um diese Unterart handelt.

Foto: Peter Janzen, Oktober 2005 Foto: Peter Janzen, Oktober 2005

Foto: Peter Janzen, Oktober 2005 Foto: Peter Janzen, Oktober 2005

Bei derartigen Meldungen taucht natürlich immer auch die Frage nach der Herkunft der Tiere auf. In diesem Fall wären eine Verdriftung auf der Ruhr aus allochtonen Populationen flußaufwärts oder eine Einschleppung durch den Warenverkehr im Hafen ebenso denkbar, wie eine Aussetzung durch sogenannte "Tierfreunde". Die letztere Möglichkeit wird allerdings unter den Experten des "BUND" als die wahrscheinlichste angesehen (MEßER 2005).
Dass derartige Aussetzungen streng verboten sind, dürfte Jedem bekannt sein. An Stellen, an denen es Berührungszonen gibt, sind die sehr anpassungsfähigen und vermehrungsfreudigen Mauereidechsen auch unmittelbare Konkurrenten zu den einheimischen Zaun- und Waldeidechsen (Lacerta agilis und Zootoca vivipara). Im Duisburger Hafen ist eine derartige direkte Verdrängungssituation jedoch nicht gegeben. Dies bedeutet aber leider nicht, dass es keine Gefährdung wie z.B. durch Pilze oder Parasiten geben könnte. Diese Möglichkeit besteht natürlich generell bei allen eingeschleppten oder ausgesetzten Tierarten. Diesbezüglich ist im DGHT Newsletter zu lesen, wonach durch die Schwangerschaftstests mittels Xenopus (Krallenfrosch) seit den 40er-Jahren dieser Frosch weltweit verbreitet wurde, und mit ihm auch ein Pilz, gegen den er selbst immun ist. Dieser in autochtone Froschpopulationen eingeschleppte Pilz wird neuerdings als eine weitere mögliche Ursache für das weltweite Froschsterben diskutiert (Vollständiger Text aus dem DGHT Newsletter).

Foto: Peter Janzen, Oktober 2005 Foto: Peter Janzen, Oktober 2005

Literatur:

GEIGER, A. (1990): Zur Problematik des Aussetzens von Reptilienarten in Nordrhein-Westfalen. – NZ NRW Seminarberichte, 1990 (9): 31 – 35.

JOHANNES MEßER, MICHAEL KLADNY & GREGOR SCHMITZ: Über drei Vorkommen der Mauereidechse, Podarcis muralis, im westlichen Ruhrgebiet sowie Zusammenstellung der allochthonen Vorkommen in Nordrhein-Westfalen. Zeitschrift für Feldherpetologie 11: 179 – 186, Oktober 2004.

MÜNCH, D. (2001): Gefährden allochthone Mauereidechsen autochthone Zaun- und Waldeidechsen- Populationen? - Dortmunder Beiträge zur Landeskunde, Naturwissenschaftliche Mitteilungen 35: 187 – 190.

Linktipps:

www.herpetofauna-nrw.de
www.bund-duisburg.de

Nachtrag 27.11.06:

Vor Kurzem wurde eine Probe der Duisburger Mauereidechsen genetisch untersucht (Dr. Werner Mayer, Naturhistorisches Museum Wien). Bei der untersuchten Probe handelt es sich um einen Haplotypen, wie er unter den Mauereidechsen aus dem Rheinland weit verbreitet ist, wodurch die bis dahin vermutete Unterartzugehörigkeit zu Podarcis muralis merremius bestätigt werden konnte.