Haltungsbericht Lacerta bilineata bilineata



Lacerta bilineata im Freilandterrarium

MARTIN DIECKMANN, 2001

Männchen
Weibchen
Jungtier

Einleitung

Schon seit längerer Zeit gilt der Westlichen Smaragdeidechse Lacerta bilineata bilineata mein besonderes Interesse. Eine Gruppe dieser Tiere, ein Männchen (Abb. 1) und zwei Weibchen (Abb. 2 u. 3), halte ich seit sechs Jahren ständig in einem Freilandterrarium. Die Smaragdeidechsen sind hier mit Mauereidechsen, Podarcis muralis merremia und Griechischen Landschildkröten, Testudo hermanni hermanni vergesellschaftet.
Nachdem ich 1999 nicht beobachten konnte, dass die Weibchen trächtig sind und dem entsprechend auch keine Eier fand, erhielt ich im Jahre 2000 gleich drei Gelege mit insgesamt 36 Eiern - und das trotz des eigentlich eher schlechten Wetters.
Über einige Beobachtungen in meinem Freilandterrarium und die Zeitigung der Gelege des letzten Jahres möchte ich nachfolgend kurz berichten.


Das Terrarium

Das Freilandterrarium hat eine Grundfläche von 5 x 3 Metern. Eingezäunt wird es durch 140 cm hohe Plexiglasscheiben, von denen 40 cm in den Boden eingelassen sind. Unten wird es durch eine Drainageschicht aus grobem Schotter abgeschlossen. Im hinteren Teil des Terrariums befindet sich eine Legsteinmauer, hinter welcher Sand aufgeschüttet wurde. Auf dem Sand wachsen Gräser und verschiedene andere Pflanzen. Die Sandaufschüttung wird von den Eidechsen zur Winterruhe und für die Eiablagen aufgesucht. Vor der Mauer befindet sich ein Wassergraben mit einigen Wasserpflanzen, und davor erstreckt sich eine größere Fläche mit großen Steinen, mit Gräsern und einem Brombeergebüsch.
Verhalten

Bis auf gelegentlichen Futterneid, vertragen sich die Smaragdeidechsen untereinander gut. Die Weibchen jagen sich zwar ab und zu, aber das führt zu keinen ernsthaften Verletzungen. Mehrere Männchen sollte man allerdings nicht zusammen halten. Im Zusammenleben mit den Mauereidechsen gibt es keine Probleme und mit den Schildkröten natürlich auch nicht.
Die Plexiglasscheiben ermöglichen bis zum Abend hin eine Sonnenbestrahlung des Terrarieninneren. Da die Eidechsen durch die hohe Wand meist auch vor Wind geschützt sind, sind sie zuweilen auch bei schlechterem Wetter zu beobachten. Vielleicht haben sie sich in all den Jahren auch ein wenig an unser Klima gewöhnt.

Eifunde

Von einem der beiden Weibchen war ich es gewohnt, dass es fast jedes Jahr an der selben Stelle Eier ablegte. So fand ich am 4. Juni 2000 im Sand unter einem Stein vergraben ein Gelege von zehn Eiern. Beim zweiten Weibchen hatte ich keine Leibesfülle feststellen können. Ich ging also davon aus, dass ich in dem Jahr keine weiteren Gelege von den Eidechsen zu erwarten habe.
Am 19. September 2000 wollte ich etwas Ordnung in das Terrarium bringen. Als ich in diesem Zusammenhang einige Steine von der Seite des Sandhaufens nehmen wollte, fand ich darunter ein Gelege (Abb. 4) und zwar in einer Tiefe (leider nicht gemessen), bis zu der ich wohl nie gegraben hätte. Man sah es den Eiern an, auch ihre Größe deutete darauf hin, dass die Jungtiere bald schlüpfen würden. Als ich elf Eier geborgen hatte, fand ich noch ein kleineres Ei. Ich vermutete zunächst, dass es unbefruchtet sei. Doch dann kamen weitere kleinere Eier zum Vorschein, insgesamt 15. Es handelte sich also um ein weiteres, jüngeres Gelege (Abb. 5).

Eizeitigung

Alle Eier kamen in den Inkubator. Aus dem ersten Gelege kamen nach 45 bis 46 Tagen alle Jungtiere gesund zur Welt (Abb. 6).
Das zweite, schon sehr weit entwickelte Gelege lag nur vier bis fünf Tage im Inkubator, dann schlüpften fünf Jungtiere. Die restlichen, voll entwickelten Embryonen starben in den Eiern ab. Womöglich hat sich der Stress der späten Umbettung hier negativ ausgewirkt.
Aus allen 15 Eiern des dritten Geleges schlüpften die Jungtiere (Abb. 7) nach 23 bis 24 Tagen (vgl. Übersicht in Tab. 1).

Gelege Funddatum Eizahl Inkubationszeit* geschlüpfte Tiere Bemerkungen
Nr. 1 04.06.2000 10 45 -46 Tage 2 und 8 Inkubator
Nr. 2 19.09.2000 11 4 - 5 Tage 3 und 2 Freiland + Inkubator
Nr. 3 19.09.2000 15 23 -24 Tage 12 und 3 Freiland + Inkubator
Tab. 1. Zusammenfassung der Daten zu den drei Gelegen. * = Nur die Tage im Inkubator.


Es kann sein, dass die Umbettung der Eier nach einer bereits längeren Phase im Freiland die Embryonen in ihrer Entwicklung beeinträchtigt hat.

Aufzucht

Während ich mit den zehn Jungtieren des ersten Geleges und auch mit den fünf geschlüpften Exemplaren aus dem zweiten Gelege bei der Aufzucht keine Probleme hatte, beanspruchten die Tiere aus dem dritte Gelege viel Aufwand, um sie überhaupt am Leben zu erhalten. Sie waren von Anfang an schwächer und kleiner, und sie wuchsen auch nicht so normal, wie ich es sonst gewohnt war. Trotz aller Mühe gelang es mir nicht, alle Eidechsen zu retten; fünf Tiere verstarben in den folgenden Monaten.

Schlußbemerkung

In all den Jahren hatte ich noch nie so viele junge Smaragdeidechsen wie im letzten Jahr und das trotz des meiner Meinung nach gegenüber den vorhergehenden Jahren schlechteren Wetters. Womöglich habe ich vorher nie tief genug gegraben, um die Eier zu finden und in den Inkubator zu überführen, denn im Unterschied zu den Zauneidechsen, Lacerta agilis agilis in meinen anderen Freilandterrarien schlüpften hier nie Jungtiere von alleine.


Verfasser: MARTIN DIECKMANN, Dambergskamp 12, 59071 Hamm