Haltungsbericht Darevskia clarkorum



Kurze Bemerkungen zur Haltung und Zucht der Clarks Felseidechse

TORSTEN PANNER, 2001

Männchen
Weibchen
Jungtier

Einleitung

Die Kaukasischen Felseidechsen der Gattung Darevskia sind mit zahlreichen Arten im Kaukasus, in Transkaukasien und in der Türkei verbreitet. Einige wenige Arten leben auch im Iran, eine weitere Art erreicht die Halbinsel Krim, und eine Art (D. praticola) kommt sogar in Rumänien, Bulgarien und Serbien vor.
Darevskia clarkorum, Clarks Felseidechse wurde erst sehr spät entdeckt und im Jahre 1977 von DAREVSKY & VEDMEDERJA wissenschaftlich beschrieben. Es ist eine schlanke Art, die etwa 18 cm lang wird. Davon nimmt der Schwanz etwa zwei Drittel ein. Die Eidechsen weisen einen charakteristischen "Fettglanz" auf, der durch die sehr kleinen, glatten Körperschuppen hervorgerufen wird. Während die Weibchen oberseits braun gefärbt sind, haben die Männchen meistens einen intensiv grünen Rücken und sehen dadurch sehr ansprechend aus. Der Bauch ist dottergelb gefärbt. Am Bauchrand haben vor allem die Männchen leuchtend blaue Flecken (vgl. BISCHOFF 2000a u. b.). D. clarkorum bewohnt das Hinterland der Schwarzmeerküste Südwest-Georgiens und der Nordost-Türkei (BISCHOFF 2001 ). Hier lebt die Art in Höhen von etwa 650 bis 1700 m in niederschlagsreichen Wäldern an schattigen und feuchten Felsen und steinig-lehmigen Böschungen. Lokal kann sie sehr häufig sein.

Im Juni 1999 bekam ich als Leihgabe des Museums Koenig in Bonn ein Pärchen Clarks Felseidechsen. Die Tiere stammen vom Cankurtaran-Pass bei Hopa in der Nordost-Türkei, aus einer Höhe von etwa 700 m. Über erste Haltungs- und Zuchtergebnisse möchte ich nachfolgend kurz berichten.

Haltung

Das Pärchen (Abb. 1) wurde in einem Terrarium mit den Ausmaßen 35 x 50 x 60 cm (Länge x Breite x Höhe) untergebracht. Dieser Behälter bildet den rechten Abschluss einer zusammenhängenden Reihe von vier Terrarien, die durch Trennscheiben abgeteilt sind (Abb. 2).

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Die Rückwand und die rechte Seite wurden als Felswand gestaltet. Hier arbeitete ich flache Kalksteine ein. Diese reichen bis dicht unter die Strahler und dienen als Sonnenplätze. Weitere Kalksteine am Boden vervollständigen die Einrichtung. Ein Drittel der Grundfläche ist mit feuchtem Kies gefüllt, der zur Eiablage und für eine feuchte Nachtruhe genutzt wird. Im vorderen Drittel des Bodens befinden sich ein 5 x 35 cm großes Lüftungsblech sowie eine Bodenheizung.
Beleuchtet werden alle vier Terrarien mit zwei Leuchtstoffröhren von 36 Watt. Außerdem befindet sich über jedem Behälter eine Reflektorbirne von 60 Watt. Zwischen dem Becken und dem Lampenkasten befindet sich zwischen Metallrahmen gespannte Aluminium-Fliegengaze. Bei hohen Zimmertemperaturen drossele ich alle Strahler herunter. Die angestrebten Temperaturen sind etwa 40 °C unter den Strahlern und 25 °C im unteren Bereich der Terrarien. Nachts sollten etwa 20 °C herrschen. Je nach Jahreszeit und Wetterlage treten jedoch Schwankungen auf.

Unter den beschriebenen Bedingungen ist D. clarkorum gut halt- und züchtbar. Da die Art aus sehr feuchten Biotopen bekannt ist, halte ich den Bodengrund ständig feucht bis fast nass. Jede Nacht wühlen sich meine Tiere in den sehr feuchten Kies ein. Tägliches Besprühen der Terrarieneinrichtung ist meiner Meinung nach nicht notwendig, schadet aber auf keinen Fall.

An die Nahrung stellt D. clarkorum keine speziellen Ansprüche. Alle gängigen Futterinsekten werden angenommen. Wie meine anderen Felseidechsen auch (vgl. PANNER 2000), erhalten sie als Hauptnahrung mit Mineralien versehene Maden flugunfähiger Stubenfliegen aus eigener Zucht (vgl, BANNERT 1992). FRANZEN (1991) berichtet über die Aufnahme von Früchten des Holunders und der Kermesbeere. Ich konnte bei meinen Tieren nur einmal beobachten, dass Holunderbeeren gefressen wurden. Anscheinend wird tierische Kost bevorzugt.

Zucht

Nach einer Winterruhe von rund 12 Wochen, untergebracht bei 2 - 4 'C im Kühlschrank (vgl. BANNERT 1991), wurde das Männchen Ende Januar 2000 ausgewintert und bezog das Terrarium. Drei Wochen später folgte Mitte Februar das Weibchen. Durch langsame Erhöhung der Beleuchtungszeiten und der Temperaturen wurde die Paarungszeit eingeleitet. Allerdings konnte ich leider keine Paarungen beobachten.

Dennoch legte das Weibchen im Jahre 2000 zweimal Eier ab, am 18. Mai ein Gelege von fünf und am 6. Juli von vier Eiern. Im Jahre 2001 folgten drei weitere Gelege, die aus fünf (9. Mai), vier (13. Juni) und drei (12. Juli) Eiern bestanden. Alle Eier wurden in Kühlschrankdosen mit torfhaltiger Moorerde über einem Lampenkasten inkubiert. Bei Temperaturen von rund 24 - 28 °C am Tage und 20 - 24 °C in der Nacht erfolgten gute Schlupfergebnisse. Kurz vor und während des Urlaubs 2001 stellte ich die Dosen kühler, so dass die Jungtiere erst danach unter besserer Kontrolle schlüpften. Über die Eigrößen, Inkubationszeiten und Größen der Schlüpflinge informiert Tabelle 1. Frisch geschlüpfte Jungtiere sind kupferbraun gefärbt und haben mehr oder weniger deutlich grüne Schwänze (Abb. 3 u. 4).

Während ihres ersten Lebensjahres bezogen die Jungtiere ein Terrarium von 120 x 40 x 50 cm Größe. Hier wachsen sie gemeinsam mit anderen jungen Felseidechsen auf. Einige flache Steine und gewaschener Kies bilden die schnell zu reinigende Einrichtung. Beleuchtet und beheizt wird das Becken mit zwei Reflektorlampen von 60 Watt. Mit Mineralien versehene Fliegenmaden erwiesen sich als gutes Aufzuchtfutter. Einmal wöchentlich werden zusätzlich Vitamin D3 und ein Multivitaminpräparat verabreicht - übrigens auch an die ausgewachsenen Tiere.

Unter diesen Bedingungen wachsen die Jungtiere gut heran. Ein junges Weibchen aus dem Jahre 2000 (Kopf-Rumpflänge 5,7 cm, Schwanzlänge 9,3 cm) legte am 15. Mai 2001 erstmals zwei Eier ab, die sich jedoch nicht entwickelten (Tab. 1).

Eiablage
Eigröße (mm)
Schlupfdatum
Kopf-Rumpflänge (mm)
Schwanzlänge (mm)
18.05.2000
12,0 x 8,7
03.07.
29
47
12,5 x 8,0
30
49
15,1 x 7,8
09.07.
28
49
14,0 x 8,2
28
51
13,4 x 8,3
27
48
06.07.2000
4 Eier
19.08. 2 juv.
nicht gemessen
nicht gemessen
nicht gemessen
28.08. 2 juv.
nicht gemessen
nicht gemessen
09.05.2001
12,0 x 8,3
03.07.
27
45
14,0 x 8,3
04.07.
30
50
14,1 x 8,0
29
51
13,0 x 8,3
28
46
14,0 x 7,5
28
49
13.06.2001
4 Eier
25.07. 2 juv.
nicht gemessen
nicht gemessen
nicht gemessen
26.07. 2 juv.
30
44
29
46
12.07.2001
14,1 x 7,6
die Jungtiere schlüpften nicht
14,8 x 7,4
14,5 x 7,4
15.05.2001
2 unbefruchtete Eier
(1. Gelege eines im Jahr 2000 geborenen Weibchens)
Tab. 1. Übersicht der Ablage- und Schlupfdaten sowie der Größe der Eier und der Schlüpflinge von Darevskia clarkorum

Schlußbemerkung

Wie bereits bemerkt, ist Darevskia clarkorum eine gut zu pflegende und leicht züchtbare Art. Bis zur Geschlechtsreife verträgt sie sich gut mit ihren Artgenossen und anderen Felseidechsen. Ob sich dieses Verhalten nach der Ausfärbung der Männchen ändert, muss abgewartet werden.


Dank

Ich möchte mich beim Museum A. Koenig, Bonn, und besonders bei Herrn BISCHOFF für die Leihgabe der Tiere bedanken.

Literatur

BANNERT, B. (1991): Eidechsen im Gemüsefach - Erfahrungen zur Überwinterung von Eidechsen. - Die Eidechse, Bonn/Bremen, 4: 2-7.
-(1992): Wenn Fliegen laufen Anleitung für eine Stubenfliegenzucht. - Die Eidechse, Bonn/Bremen, 7: 12-16.

BISCHOFF, W. (2000a): "Eidechsengeld" in der Türkei. - Die Eidechse, Bonn, 10(3): 90-91.
- (2000b): Clarks Felseidechse, Lacerta elarkorum, als Motiv auf türkischer Münze. elaphe, Rheinbach, 8(1): 79-80.
- (2001): Übersicht der Arten und Unterarten der Familie Lacertidae. 6. Nachtrag. - Die Eidechse, Bonn, 12(1): 17-25.

DAREVSKY, I.S. & V.l. VEDMEDERJA (1977): A new species of rock lizard Lacerta saxicola Eversmann group from northeastern Turkey and adjoining regions of Adzharistan. - In: ANANJEVA,N.B., L.J. BORKIN & I.S. DAREVSKY(eds.): Herpetological Collected Papers.-Trudy Zool. Inst. AN SSSR (Leningrad). 74: 50-54 [in russisch].

FRANZEN, M. (1991): Beobachtungen zur phytophagen Ernährung von Lacerta rudis und Lacerta clarkorum. - Die Eidechse, Bonn/Bremen, 2: 22-23.

PANNER, T. (2000): Bemerkungen zu Lacerta cf. rudis aus dem Mittleren Taurus - Süd-Türkei: Der Lebensraum im Bolkar-Gebirge sowie Haltung und Zucht von Tieren aus dem Aladag-Gebirge. - Die Eidechse, Bonn, 11(1): 5-13.

Verfasser: TORSTEN PANNER, Neutorstraße 17, D-17033 Neubrandenburg